kri­ti­ken

2011-2011
Eine Entdeckung
Stadlmayrs 'Jubilate-Deo'-Messe in der Markuskirche

München - Was für ein farbig brausendes, in höchsten - und auch tiefsten - Tönen jubilierendes und durch das Kirchenschiff flutendes 'Exultate Deo'! Was für ein Freudengesang im Wechsel von Chor und Soli, Vokal- und Instrumentalmusik, der da die nüchterne, helle Markuskirche in einen prächtigen, goldschimmernden Markusdom verwandelte! Gerd Guglhör und sein Orpheus Chor stellten mit einer Messe und vier großen achtstimmigen Motetten mit Instrumentalbegleitung den hierzulande kaum bekannten Johann Stadlmayr vor. Dabei wurde er um 1575 mutmaßlich in Freising geboren und ist 1603 als 'Musicus' in der Hofkapelle des Salzburger Erzbischofs nachweisbar. 1609 folgte er jedoch nicht dem Ruf nach München, sondern ging nach Innsbruck und wirkte dort bis zu seinem Tod 1648.

Es war wieder eine absolute Entdeckung, die Gerd Guglhör da mit seinem exzellenten Chor, den Solisten Roswitha Schmelzl, Andrea Brown (Soprane), Gert Hohmann (Altus), Robert Sellier, Manuel Warwitz (Tenor) und dem Bassisten Benedikt Göbel sowie Les Cornets Noirs zelebrierte. Das ist ein elfköpfiges Originalklangensemble, wie es schöner nicht auf Zinken, wunderbar weichen Barockposaunen, Geigen, Theorbe, Cello oder Orgel spielen könnte. Zwischen den einzelnen Teilen der 'Jubilate-Deo'-Messe erklangen Werke von Giovanni Gabrieli, der von 1575 an vier Jahre lang Mitglied der Münchner Hofkapelle war, aber auch Instrumentalmusik eines Giovanni Priuli oder Francesco Usper.

Im kommenden Jahr erscheint eine CD mit diesem Konzertprogramm.
Süddeutsche Zeitung (Klaus Kalchschmid), November 2011