kritiken
2025-2025Schillernde Orchesterkunst
Große Themen stehen in Gustav Mahlers zweiter Symphonie im Zentrum: Tod und Auferstehung. Die Neue Philharmonie München widmet sich dem Stück mit begeisternder Leidenschaft und feiert damit ihr 20-jähriges Bestehen.
Es gibt musikalische Werke, die Menschen zusammenschweißen. Für kostbare Momente machen sie Ausführende und jene, die zuhören, zu einer Gemeinschaft von Enthusiastischen, Leidenden, Fragenden: „Ist das alles nur ein großer, furchtbarer Spaß?“, fragte Gustav Mahler selbst angesichts seiner zweiten Symphonie. Wenn sie so überlebensgroß, explosiv, mit unbedingtem Ausdruck zwischen düsterem Brodeln und sonnenstrahlendem Glanz interpretiert wird wie von der Neuen Philharmonie München, dann kann man sich dem Sog, diesem großen, furchtbaren Spaß des Werks nicht entziehen. Es war ein denkwürdiges Konzert in der Wolfratshauser Loisachhalle mit über 200 Mitwirkenden, mit dem das Studierendenorchester des Ickinger Vereins Musikwerkstatt Jugend sich und sein 20-jähriges Bestehen gebührend feierte.
Den Namen „Auferstehungssymphonie“ hat Mahlers Symphonie, weil sie einen großen dramaturgischen Bogen spannt vom ersten Satz, einem Trauermarsch, zu dem grandiosen Schlusschor mit Worten aus Friedrich Gottlieb Klopstocks Gedicht „Die Auferstehung“. Es geht um eine Reise vom Tod ins ewige Leben, um nicht mehr und nicht weniger. Das fordert einiges an Kräften. Für das besonders große Orchester und den (in jeder Hinsicht) starken Chor – eine Kombination aus Gerd Guglhörs orpheus chor münchen und Markus Zwinks Ammergauer Motettenchor – musste Platz geschaffen werden bis weit in den Bereich der Wolfratshauser Loisachhalle, den sonst die Stuhlreihen einnehmen. …
… Jede Phrase wird integriert in das sängerische Bett der beiden Chöre, die selbst im Fortissimo nicht forciert wirken, sondern ein Beispiel homogener, ausgewogener Klangkultur darstellen.
Höchst beeindruckende Aufführung von Giuseppe Verdis „Requiem“ in der Klosterkirche Fürstenfeld
Als „Oper im Kirchengewand“ bezeichnete der Dirigent Hans von Bülow im 19. Jahrhundert das „Requiem“ von Giuseppe Verdi. Und genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister bis heute: Obwohl Verdi nichts anderes getan hat als viele Komponisten vor ihm, nämlich die stilistischen Mittel seiner Zeit auf ein geistliches Werk zu übertragen, wird seinem Requiem immer wieder mangelnde Kirchlichkeit vorgeworfen. Dabei bewegt sich ein Requiem immer auf der Trennlinie zwischen Diesseits und Jenseits. ...
...Nach elf Jahren hatten Bach-Chor und Bach-Orchester Fürstenfeldbruck unter der Leitung von Gerd Guglhör das Requiem von Giuseppe Verdi am 06. Juli wieder auf ihr Programm in der ausverkauften Klosterkirche Fürstenfeld gesetzt. Die Zahl der Sängerinnen und Sänger im Chor erfuhr dabei eine Erweiterung durch die Hinzunahme des ebenfalls von Guglhör geleiteten „orpheus chor münchen“. ...
...Innerhalb der großen dynamischen Spannweite waren es insbesondere die ganz leisen Passagen, die tief berührten und quasi unter die Haut gingen. Schon in der Eröffnungsnummer „Requiem“ wurde durch das Orchester und mehr noch durch den Chor ein samtener Klangteppich in der Kirche ausgelegt, der eine mystisch-entrückte Stimmung zauberte. In diese hinein kontrastierte der imitatorische Choreinsatz „Te decet hymnus“, der im kraftvollen Forte den Lobpreis Gottes intonierte. Diese dynamischen Pole unterschieden sich jedoch nicht in der Spannung, so dass Intensität und Vitalität stets erhalten blieben. Beeindruckende klangmalerische Effekte prägten immer wieder die Aufführung: Das „Dies irae“ peitschte den Zorn Gottes in donnernden Akkorden und herabstürzenden Tongirlanden auf die Erde, der Chor verstärkte im homophonen Satz diesen Ausdruck noch....
Dem großen Beifall gingen gefühlt unendliche Momente des Schweigens voraus, untrügliches Zeichen dafür, dass die Musik bei den Zuhörern angekommen war.